Trauer

Trauer ist der schmerzlich empfundene Gefühlszustand nach einem Verlust, ein natürlicher, emotionaler Prozess auf dem Weg des Loslassens, den ein jeder unterschiedlich erfährt. Leicht ist der Umgang mit der Trauer trotzdem nicht – weder für die Trauernden noch für ihr Gegenüber. Hier eine kleine Hilfestellung für den Umgang mit einem großen Gefühl.

Trauerphasen

In kleinen Schritten zu sich selbst

Mit dem Tod beginnt die Zeit der Trauer, die jeder Trauernde auf seine Art und Weise und in seinem ganz eigenen Rhythmus durchlebt. Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch, keine Zeitvorgaben. Sich nach dem Verlust eines Menschen in der neuen Situation zurechtzufinden, seine Gefühle anzunehmen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, den Verlust zu akzeptieren, um dann loslassen zu können – diese unterschiedlich intensiv erlebten Phasen der Trauer durchläuft jeder ganz individuell. Manchmal tut es gut, sich dazu Hilfe zu holen, besonders, wenn der Weg zurück in den Alltag zu schwer erscheint. Wir vermitteln Ihnen gerne den Kontakt zu professionellen Trauerbegleitern und Trauerbegleiterinnen.

Trauerphasen

Es gibt verschiedene Untersuchungen und Theorien, die sich mit den Phasen der Trauer befasst haben. Manche ergänzen sich, manche haben andere Ansätze – ohne Frage ist der Weg sehr individuell. Oft herangezogen wird das Modell der schweizerisch-amerikanischen Psychiaterin und Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross, das wir hier vereinfacht wiedergeben.

  1. Phase 1: Schock und Leugnen
    Den Verlust nicht wahrhaben zu wollen, den Tod zu leugnen, ein Gefühl der Betäubung oder Fassungslosigkeit – dies sind ganz natürliche Reaktionen auf den Tod eines nahestehenden Menschen. Diese erste Phase ist ein vorübergehender Schutz vor einer zu großen emotionalen Belastung und endet, wenn sich die oder der Trauernde der Realität stellen kann.
  1. Phase 2: Wut und aufbrechende Gefühle
    Fragen nach Sinnhaftigkeit und Schuld brechen in der zweiten Trauerphase auf, meist verbunden mit großer Wut und manchmal auch Aggression. Durch sie lösen sich angestaute und unterdrückte Gefühle, der Schmerz findet seinen Weg nach außen – in gesundem Rahmen sehr heilsame Emotionen, die nicht unterdrückt werden sollten. Manchmal hilft auch hier eine professionelle Begleitung.
  1. Phase 3: Innere Auseinandersetzung
    Es ist die Phase, in der sich viele Trauernde in sich zurückziehen, in ihre ganz eigene Welt der Gedanken, an der Außenstehende meist keinen Anteil haben. Auch das hat seine ganz eigene Zeit. Hier finden innere Dialoge mit sich selbst statt, meist auch mit dem Verstorbenen, intensive reinigende Prozesse, die heilende Wirkung haben können. Die Annahme des Verlustes wird realer, starke Gefühle der Trauer können ihren Weg finden, um die Seele wieder für das Leben zu öffnen.
  1. Phase 4: Akzeptanz
    Ein Wellenbad der Gefühle liegt hinter den Trauernden, bis der Verlust des geliebten Menschen tatsächlich realisiert ist und sich ihr Blick wieder nach vorne richten kann. Langsam öffnen sie sich wieder dem Leben und ihren Mitmenschen, nehmen Anteil an dem, was um sie herum geschieht. Die Trauer tritt immer mehr in den Hintergrund. Es ist ganz natürlich, dass sie der Schmerz hin und wieder in kleinen Schüben überrollen kann. Aber die Trauernden finden danach immer leichter in den Alltag zurück. Bleiben werden die Erinnerungen, die wie kleine Zufluchten das Leben schön gestalten.
Trauerliteratur

Mit Büchern Tod und Trauer begegnen

Mit und für sich in Kontakt mit dem Thema Tod und Trauer zu kommen, funktioniert sehr gut über Bücher. Ob es darum geht, anderen Menschen in ihrer Trauer beistehen zu können oder selbst Trost über einen erlittenen Verlust zu finden. Lesen Sie das, was Sie anspricht oder worin Sie sich wiederfinden. Manchmal reicht ein Wort, ein Satz oder ein Bild, um zu wissen, wie der nächste Schritt sein muss. Trauerliteratur gibt es für Kinder und Erwachsene, zur Vorbereitung auf einen anstehenden Todesfall, um dem Tod auf natürliche Weise zu begegnen oder auch um zu erfahren, dass viele Menschen schon einen Verlust erlebt, durchlebt und verarbeitet haben. Es gibt also Hoffnung. Jedes Jahr erscheinen neue Bücher auf dem Markt, manchmal lohnt sich eine ‚Reise‘ durch die Buchhandlungen oder das Internet. Eine kleine Auswahl an Literatur für Groß und Klein und zu verschiedenen Themenbereichen der Trauer finden Sie hier

Für Erwachsene

  • Rasmussen, Christina: Neustart ins Leben.
    Ein Mitmach-Buch, um schmerzliche Abschiede zu überwinden. Knaur Verlag
  • Jülicher, Jochen: Es wird alles wieder gut, aber nie mehr wie vorher.
    Begleitung in der Trauer. Echter Verlag
  • Kast, Verena: Sich einlassen und loslassen. Neue Lebensmöglichkeiten bei Trauer und Trennung.
    Herder Verlag
  • Canacakis, Jorgos: Ich sehe deine Tränen. Trauern, klagen, leben können.
    Kreuz Verlag
  • Kroen, William C.: Da sein, wenn Kinder trauern. Hilfen und Ratschläge für Eltern und Erziehende.
    Herder Verlag
  • Lewis, Clive Staples: Über die Trauer. Der Begleiter für schwere Stunden.
    Ein Erfahrungsbericht über die Gefühlswelt eines trauernden Menschen. insel Verlag
  • Lothrup, Hannah: Gute Hoffnung, jähes Ende.
    Ein Begleitbuch für Eltern, die ihr Baby durch Fehl- oder Totgeburt oder Neugeborenentod verloren haben. Koesel Verlag
  • Wolf, Doris: Einen geliebten Menschen verlieren.
    Ein Buch über Trauerphasen mit der Anleitung, kleine Schritte zu gehen, um den Verlust besser annehmen zu können. paL Verlag
  • Eva Terhorst: Das erste Trauerjahr.
    Kreuz Verlag
  • Annerose Sieck: Trauer bewältigen. Tod und Trauer verstehen. Wieder ins Leben zurückfinden. Mit der Erinnerung leben.
    humboldt Verlag
  • Roland Kachler: Was bei Trauer gut tut.
    Kreuz Verlag
Kindertrauer

Liebevolle Begleitung und ehrliche Worte

Kindern fehlt meist die Lebenserfahrung, um den Tod eines nahestehenden Menschen einordnen und begreifen zu können. Sie brauchen jetzt einen ganz besonderen Halt. Wichtig ist, ihnen auf kindgerechte, aber offene und ehrliche Weise den Verlust zu erklären. Vermeiden Sie dabei Umschreibungen wie „Oma ist eingeschlafen“ oder „Opi ist auf einer langen Reise“. Kinder sehen dabei nicht die Bildhaftigkeit, sondern verknüpfen unterbewusst diese schönen Tätigkeiten mit negativen Gefühlen. Sprechen Sie über Ihre eigenen Gefühle, Ihre eigene Trauer. Junge Menschen trauern auf ganz unterschiedliche Weise, selbst innerhalb einer Familie: Von Aggression und lautem Schreien, wellenhaft auftretenden Weinkrämpfen über scheinbare Gleichgültigkeit bis hin zu einem totalen Rückzug sind alle Verhaltensmuster möglich. Zeigen Sie Verständnis und seien Sie einfach für sie da. Falls Sie sich aufgrund Ihrer eigenen Trauer damit überfordert fühlen, scheuen Sie sich nicht, eine professionelle Trauerbegleitung einzubeziehen. Besonders bei jungen Menschen kann gerade dies sehr hilfreich sein. Gerne vermitteln wir Ihnen den Kontakt.

Für Kinder und Jugendliche, aber nicht nur:

  • Erlbruch, Wolf: Ente, Tod und Tulpe.
    Verlag Antje Kunstmann
  • Bosse, Ayse/Klammt, Andreas: Weil du mir so fehlst. Dein Buch fürs Abschiednehmen, Vermissen und Erinnern.
    Carlsen Verlag
  • Bosse, Ayse/Klammt, Andreas: Einfach so weg. Ein Buch fürs Abschiednehmen, Loslassen und Festhalten.
    Für Jugendliche von 12–20 Jahren. Carlsen Verlag
  • von Kampen, Anja: Knietzsche und der Tod.
    Alles über die normalste Sache der Welt. vision X
  • Farm, Maria: Wie lange dauert traurig sein?
    Für alle, die jemanden verloren haben. Für Kinder ab 9 Jahren. Oetinger Verlag
  • Kaldhol, Marit/Oeyen, Wenche: Abschied von Rune.
    Ellermann Verlag
  • Nilsson, Ulf/Eriksson, Eva: Die besten Beerdigungen der Welt.
    Verlag Beltz & Gelberg
  • Varley, Susan: Leb wohl, lieber Dachs.
    Verlag Annette Betz
  • Teckentrup, Britta: Der Baum der Erinnerung.
    Für Kinder ab 4 Jahren. ars edition
  • Lüfter, Kai/Gehrmann, Katja: Für immer.
    Beltz & Gehlberg
  • Endres, Brigitte/Schulze, Marc-Alexander: Wo gehst du hin, Opa?
    Ein Bilderbuch über das letzte Geheimnis. Aracari Verlag
  • Saegner, Uwe: Papa, wo bist du?
    Hospizverlag
Trauer-Knigge

Viele Menschen sind sich unsicher, wie sie sich auf einer Beerdigung oder Trauerfeier verhalten sollen. Das ist bei diesem so emotional behafteten Moment verständlich. Aber keine Angst – mit Respekt und Zurückhaltung sind schon die wichtigsten Schritte getan. Unsere Bestattungskultur ist offener und weniger streng geworden. Trotzdem gibt es noch ein paar kleine Regeln zu beachten.

Erfahren Sie vom Tod eines Menschen, dürfen Sie den Angehörigen Ihre ehrliche Anteilnahme ausdrücken. Dies kann schriftlich (Link Beileidsbekundung) oder persönlich erfolgen. Bei der Bestattungszeremonie beobachten Sie ruhig, wie sich die übrigen Trauernden und Trauergäste verhalten, denn manchmal wünschen die Hinterbliebenen keine Beileidsbekundungen am Grab.

Auch wenn Sie keine persönliche Einladung zur Trauerfeier oder Beisetzung erhalten und möglicherweise erst über die Zeitung davon erfahren haben, ist es erlaubt, wenn Sie mögen, an ihr teilzunehmen und sich vom Verstorbenen zu verabschieden. Die anschließende Kaffeetafel ist allerdings nur für geladene Gäste.

Vermeiden Sie es, zu spät zu einer Trauer-, Abschiedsfeier oder Beisetzung zu kommen, um die Anwesenden im respektvollen Andenken nicht zu stören. Gleiches gilt für das Handy – denken Sie daran, dies auch wirklich ausgeschaltet zu haben.

Die Kleiderordnung ist längst nicht mehr so streng wie früher. Schwarz ist zwar immer noch die Farbe der Trauer, aber auch gedeckte und nicht grelle Farben sind vertretbar. Kinder dürfen so gekleidet kommen, wie sie sich wohlfühlen.

Es gibt zwar keine festgeschriebene Sitzordnung in der Kapelle oder in der Trauerhalle. Doch können Sie davon ausgehen, dass die erste Reihe den engsten Familienangehörigen vorbehalten ist, die Reihe dahinter nahestehenden Freunden und Verwandten. Besonders, wenn Sie keine Einladung erhalten haben, bietet es sich an, sich im Hintergrund zu halten.

Viele Menschen bringen ein kleines Gesteck oder eine einzelne Blume mit, um sie dem Verstorbenen mit auf die letzte Reise zu geben – entweder noch in der Trauerhalle vor dem Sarg oder der Urne oder am offenen Grab. Oft steht dort auch ein Gefäß mit Erde und/oder eines mit Blütenblättern, das dem gleichen Zweck dient. Sofern nicht in der persönlichen Einladung oder der Anzeige anders gewünscht, dürfen Sie davon gerne Gebrauch machen.

Selbsthilfegruppen

Nicht selten glaubt man, mit seinen Problemen allein zu sein. Seien Sie beruhigt, das sind Sie nicht – es gibt viele Menschen in Ihrer Lage, die gerne ihre Probleme miteinander teilen, sich zuhören und gegenseitig Kraft geben möchten. Zu diesem Zweck haben sich für die unterschiedlichsten Themenbereiche Selbsthilfegruppen gebildet. Das gilt auch für die Trauer. Hier kann man sich mit anderen Trauernden austauschen, sich Hilfe holen oder einfach nur nicht allein sein. Hier bekommt man Rat und Adressen (Link Adressen) für weitere Unterstützung. Sie finden solche Anlaufstellen bei sozialen Einrichtungen und gemeinnützigen Vereinen oder den Kirchen. Sie können sich auch über das Internet vorsichtig an Informationen und Adressen herantasten und etwas darüber nachlesen, bevor Sie direkten Kontakt aufnehmen.

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